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    Hildegard Büchner
    Raum-Verspannungen
    Installation
    Fr 26.4. bis Do 16.5.1996
    Raststätte, Aachen

     

    Essay
    Von der Konstruktion des blinden Flecks

    Das beliebteste Sujet der Bilder sind Räume. Seit der Renaissance lassen sich Räume in Bildern überdies "korrekt" konstruieren. Längst sind die perspektivischen Mittel in das Fleisch und Blut der Bilder übergegangen. Als Konstruktionen aber bleiben sie unsichtbar. Gemälde, Fotografien und elektronische Bilder sind so konstruiert, daß man durch sie hindurchblickt, um das Auge in imaginäre Räume und Welten zu entlassen.

    So wie die Fensterscheibe beim Hindurchblicken verschwindet, so ist das Bild zugunsten des Raums verschwunden. Die Ideologie des Bildes arbeitet seit über 500 Jahren mit der Metapher des Fensters. Mit der gläsernen Röhre des Bildschirms hat diese Metapher sich ihr eigenes Denkmal gesetzt. Dennoch ist der Bildschirm ebenso wie die perspektivische Konstruktion nichts anderes als eine Form. Wie alle Symbole gewähren auch diese symbolischen Formen "Durchblicke".

    Dies alles ist sattsam bekannt. Weniger bekannt ist, daß auch reale Räume symbolische Formen enthalten. Denn Räume arbeiten ebenso wie Bilder mit Tiefenlinien und Vektoren, mit Lichtregie und Farbkontrasten. Räume handeln per Konstruktion immer schon von einem bildhaften Imaginären, das sie selbst zum Verschwinden bringt. Ebenso wie Bilder schöpfen Räume ihre Suggestivkraft aus Konstruktionen, die analog den rhetorischen Mitteln eines guten Redners ihre Sichbarkeit leugnen, um Unsichtbares sichtbar zu machen.

    Während Bilder imaginäre Räume darstellen, repräsentieren Räume imaginäre Bilder in Form von bevorzugten Ansichten und Durchsichten. Von den beteiligten Systemen der Konstruktion und Repräsentation sowie der visuellen Rückübersetzung ihrer Metaphern handelt die Rauminstallation von Hildegard Büchner. Und zwar auf eine Weise, die unsere Rede von einer Differenz zwischen Bild und Raum anschaulich wie nachhaltig in Frage stellt.

    Christian Bracht

     

    Biografie

    1956
    geboren in Schondra

    1976-79
    Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg, Prof. Uhlig

    1979-81
    Kunstakademie Düsseldorf, Prof. Kamp, Prof. Schiff

    1981-92
    Städelschule Frankfurt, Prof. Croissant

    seit 1982
    freischaffend

    Einzelausstellungen

    1983
    "forum" der Stadtsparkasse
    Frankfurt, Förderpreis

    1986
    Otto-Richter-Halle, Würzburg,
    Katalog

    1989
    Galerie Albert & Heckes, Bonn
    Galerie Felsenkeller, Ostheim
    Galerie Andreas Weiß, Berlin

    1990
    Galerie Ruppert, Hainfeld
    Galerie Wullkopf, Darmstadt
    Off Galerie, Würzburg

    1992
    Städtische Sammlungen, Schweinfurt

    1995
    Leipzig, Galerie am Sachsenplatz

    1996
    Kunstverein Mehrwert, Aachen

    Außerdem zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen

     

    Text: Mehrwert e.V.
Dank an den Kulturserver heimat.de und den Provider Westend GbR für den Zugang zum Netz.